Für „Unser Barsbüttel“ traf sich Sven Hinzpeter (Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Gemeindefeuerwehr Barsbüttel) mit den beiden Wehrführern zum Gespräch:
Wie sieht Eure erste persönliche Bilanz aus?
CK: Meine erste persönliche Bilanz ist durchaus positiv. Mir macht das Amt des gewählten Wehrführers sehr viel Spaß, auch wenn es natürlich mit viel Arbeit verbunden ist. Gerade für mich, der eigentlich ins kalte Wasser gesprungen ist, nach dem doch eher plötzlichen Rücktritt des vorherigen Wehrführers. Zu dem Zeitpunkt war ich gerade zwei Jahre im Amt des Gruppenführers tätig und der komplette Überblick über die Tätigkeiten des Wehrführers war eigentlich noch nicht da. Die entsprechenden Lehrgänge an der Landesfeuerwehrschule in Harrislee habe ich im Juni besucht. Nach diesem halben Jahr kann ich aber auch ein Stück verstehen, was es bedeutet, im Amt des Wehrführers zu sein. Der administrative Aufwand im Hintergrund, von dem eigentlich auch niemand etwas mitbekommt, nimmt schon viel – auch feierabendfüllende - Zeit in Anspruch. Als Beispiel kann ich hier die Haushaltsverhandlungen nennen.
TP: Meine Bilanz sieht eigentlich ganz spannend aus. Ich war ja bereits einmal im Amt des Wehrführers tätig und muss sagen, dass das Volumen der im letzten halben Jahr erfüllten Aufgaben damals 2-3 Jahre gedauert hätte. Die Zusammenarbeit mit den Wehrführern aus den anderen Ortsteilen ist vorbildlich. Auch mit unserem Gemeindewehrführer Norman Schumann sowie der Verwaltung ist die Zusammenarbeit bislang stets positiv und unkompliziert. Was aber grandios ist, ist die positive Stimmung in unserer Stemwarder Ortswehr. Das pusht uns richtig und zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.
Was hat Euch im neuen Amt am meisten verblüfft?
CK: Neutral betrachtet: Der Umfang und die Reichweite an Aufgaben, die man als „normales“ Vorstandmitglied vorher nicht überblickt hat bzw. überblicken konnte, weil man mit einem Großteil an Aufgaben und Verantwortungen nichts zu tun hatte.
TP: Verblüfft haben mich so manche offenen Baustellen, die bislang nicht erledigt waren. Positiv verblüfft war ich aber über die super Zusammenarbeit innerhalb der Wehrführung. Damals war es für mich noch schwieriger, während wir heute viel auf dem kurzen Dienstweg per Email oder Smartphone Nachrichten machen können. Heute bekomme ich umgehend eine Rückmeldung ohne tagelang darauf zu warten. Das ist schon echt toll.
Gab es in Eurer bisherigen Amtszeit schon ein Ereignis unter dem Motto „Das hat mich geärgert“ und „Das hat mich sehr gefreut“?
TP: Mich hat sehr gefreut, dass wir das Defizit der Ausrüstungsgegenstände schnell klären konnten. Angesprochen, Ausschreibung erstellt und sechs Wochen später waren die dringend notwendigen Gegenstände bei uns. Da war ich sehr positiv überrascht, wie unkompliziert die Zusammenarbeit in dieser wirklichen Notsituation zwischen Gemeindewehrführer, Verwaltung und uns funktioniert.
CK: Da kann ich Timms Aussage definitiv bestätigen! Richtig geärgert hingegen hat mich eigentlich nichts, höchstens war ich auch über die noch offenen Baustellen verwundert. Gerne möchte ich aber nochmal zurück zur Zusammenarbeit zwischen Timm und mir kommen. Mit Timm habe ich einen Stellvertreter, der auch tagsüber in der Gemeinde für alle Belange erreichbar ist und schnell reagieren kann. Ich selbst arbeite in Hamburg und kann dieses alles gar nicht immer leisten. Dafür kann ich mich dann in den Abendstunden um die, auch teilweise sehr zeitintensiven, Dinge wie zum Beispiel den Förderverein der Feuerwehr Stemwarde kümmern. Dadurch ergänzen wir uns sehr gut.
TP: Dazu möchte ich noch erwähnen, dass wir zu unserem Amtsbeginn alle Kameraden unter 30 Jahren eingeladen haben und gefragt haben, wie sie sich die Zukunft in der Feuerwehr vorstellen. Planen sie in der Feuerwehr in Richtung Aufgaben in Richtung Maschinist oder Atemschutzgeräteträger? Oder wie sieht ihre berufliche Planung aus? Dieses Treffen und der Austausch kam echt gut an – es waren alle Kameraden anwesend! In dem Gespräch kristallisierte sich mit Marcel Griem sogar ein stellvertretender Gruppenführer raus. Ein voller Erfolg! Mit dem Ausgang des Gesprächs können wir nun längerfristiger planen, wer uns auch als Führungskraft oder in speziellen Funktionen zur Verfügung stehen möchte. Marcel Griem schaut sich das nun zwei bis drei Jahre an, kann sich dann zum Gruppenführer mit Vorstandsarbeit wählen lassen und besucht die notwendigen Lehrgänge. Uns war und ist es wichtig, die Sorgen und Nöte der einzelnen Gruppen in unserer Wehr zu erkennen und darauf zu reagieren. Ebenso gibt es zum Beispiel auch unseren Ü50-Dienst für den wir viel belächelt wurden. Aber dieser Dienst für alle Kameraden über 50 Jahre funktioniert einfach super und macht auch dieser Gruppe wahnsinnig viel Spaß und bringt die gesamte Mannschaft nach vorne, weil wir hier Manpower motivieren konnten.
Was war die größte Herausforderung bislang? Die Gründung des Fördervereins oder die Organisation des Pfingstfestes?
CK: Für mich auf jeden Fall die Gründung des Fördervereins, die ich nach einem Treffen mit unserem Bürgermeister Thomas Schreitmüller sowie allen Wehrführern im Dezember des vergangenen Jahres in Angriff genommen habe. Das Thema der Kameradschaftskassen ist im ganzen Land ja schon länger ein Thema auf das wir nun auch reagieren mussten. Schließlich soll sich durch die grundlegenden Gesetzesänderungen für die Kameraden ja kein Nachteil ergeben. Jeder soll nach wie vor seine Cola oder sein Bier bei uns trinken können. Im Zuge der Gründungsplanung waren natürlich auch unzählige Termine mit anderen Feuerwehren zwecks Erfahrungsaustausch notwendig. Wir haben uns von Steuerberatern beraten lassen und alle notwendigen Unterlagen zusammengetragen, die für eine Gründung notwendig sind. Es wurde eine Satzung geschrieben und überlegt, wer welche Aufgabe übernehmen könnte. Termine mit dem Finanzamt, dem Vereinsregister oder Notar folgten zusätzlich. In Stunden lässt sie diese Arbeit gar nicht mehr zusammenfassen – sie begleitet mich halt von Anfang an. Kurz vor Pfingsten konnten wir den Verein nach einer Mitgliederversammlung dann gründen und gehen nun in den laufenden Betrieb über wo wir uns alle noch einarbeiten und sicher auch noch die ein oder andere Stellschraube zu drehen haben. Alles in allem ist der bereits erwähnte Wurf ins kalte Wasser und die gleichzeitig beginnende Planung des Fördervereins die größte Herausforderung.
TP: Bei mir ist das tatsächlich ein wenig anders. Christian hat sich primär um den Förderverein gekümmert wo ich ihn dann nur bei anstehenden Terminen unterstützt habe. Auch das Pfingstfest in diesem Jahr ist dank unseres sehr guten Zeltwirtes und eines eingespielten Teams in unseren Reihen schnell organisiert gewesen. Unser Pfingstausschuss übernimmt diese Arbeiten seit Jahren federführend und macht es echt super. Als Wehrführung haben wir daher gar nicht so viel mit der Planung und Organisation zu tun.
Der Förderverein der Feuerwehr Stemwarde wurde am 8. April 2016 gegründet. War er jemals in Frage gestellt?
CK: Es wurde mal kurz diskutiert, ob wir einen Förderverein wirklich brauchen, da es ja auch durchaus die Möglichkeit gibt, nur die Kameradschaftskasse in neuer Form zu führen. Da man sich dann aber gewisse Dinge nicht mehr erlauben kann, war das für uns eigentlich nie ein wirkliches Thema. Wir haben zum Beispiel in der Vergangenheit immer mal wieder den ein oder anderen Ausrüstungsgegenstand aus der Kameradschaftskasse bezahlt, das wäre ohne Förderverein in der Zukunft nicht mehr möglich. Diese Einschränkung war für uns dann eigentlich kein Thema mehr. Wir haben dieses auf einer Versammlung angesprochen und erläutert und alle stimmten dafür, dass es wir einen Förderverein gründen wollen.
TP: Die Entscheidung für einen Förderverein fiel auf unserer November-Versammlung. Und dort hat man deutlich gesehen, dass der normale Feuerwehrmann sich mit dieser Thematik einfach gar nicht auseinandersetzen möchte. Wenn die Argumentationskette stimmt, hat man einfach das Vertrauen aus den Reihen der Wehr. Es war auch allen bewusst, dass es mit einem größeren Aufwand verbunden ist, wenn wir alles so beibehalten wollen, wie es jetzt ist. An dieser Stelle ist uns die Wehr dankbar gefolgt.
Wie viele Mitglieder hat der Förderverein bisher?
CK: 31 Gründungsmitglieder sind es heute und kürzlich konnte ich die notwendigen Dokumente fertigstellen, so dass wir nun auch weitere Mitglieder aufnehmen können.
TP: Es werden 41 Mitglieder aus den aktiven Reihen und 45 Fördernde Mitglieder.
CK: Zumindest ist es der Plan, dass die bisherigen Fördernden Mitglieder der Feuerwehr in den Förderverein übergehen. Bei den Aktiven soll es ebenso sein, alleine aus organisatorischen Gründen.
Das Pfingstfest liegt nun ein paar Tage hinter uns. Zieht doch mal Bilanz! Seid Ihr mit der Organisation und dem Verlauf zufrieden gewesen?
TP: Ich mache ja bereits lange dieses Pfingstfest mit und vor einigen Jahren mussten wir das Konzept überdenken und ändern, weil es leider zu großen Ausschreitungen gekommen ist. Seitdem haben wir mit einem Sicherheitsdienst ein entsprechendes Konzept entwickelt und umgesetzt, welches heute einwandfrei funktioniert. Das Gelände ist eingezäunt, der Discobus fährt direkt bis an den Zeltplatz und auch bis zum Veranstaltungsende. Seitdem sehen wir die Polizei nicht mehr dienstlich auf der Veranstaltung. Auch im Ort selbst ist es ruhiger – ausgenommen von der Geräuschkulisse am Abend. Aber selbst hier konnte, dank neuer akustischer Lautsprecher-Technik, ein starkes Dröhnen, welches vorher noch bis in die umliegenden Ortsteile zu hören war, eingedämmt werden. Der Ort kann sich mittlerweile damit abfinden, wird von uns im Vorwege aber auch mit Infozetteln informiert. Und auf Grund der guten Stimmung in der Wehr ist es auch immer wieder ein tolles Fest. Denn ich bin überzeugt, dass zu einem positiven Gesamtgelingen auch die komplette Wehr dahinterstehen muss – und das tut sie ausnahmslos.
Was war das Highlight vom diesjährigen Pfingstfest?
TP: Ganz klar der Feuerwehr-Wettkampf am Samstag. Unsere Wehr hat in diesem Jahr den Pott gewonnen und da sind wir natürlich auch stolz drauf! Immerhin wird dafür ja auch viel geschuftet: Es wurde sich im Vorwege rund 10 Mal zum Üben getroffen, das puscht uns als Feuerwehr an, alle sind hochmotiviert und am Ende gewinnen wir auch noch. Das war toll!
Das Pfingstfest feiert bald Jubiläum und Ihr plant bestimmt etwas ganz Besonderes. Könnt Ihr schon etwas verraten?
CK: Ja, in zwei Jahren feiern wir das 50. Pfingstfest. Die Details sind aber noch Top Secret. Nur so viel: Gemeinsam mit unserem Zeltwirt werden wir bereits in diesem Jahr in die Planung einsteigen, auch wenn das 49. Pfingstfest eigentlich noch bevorsteht. Aber dieses wird im Großen und Ganzen ähnlich sein, wie in diesem Jahr. Für das Jubiläum wollen wir auf jeden Fall etwas Besonderes bieten! Was das sein wird, wird aber noch nicht verraten.
Kommen wir zu einem weiteren wichtigen Punkt im Bereich der Feuerwehr. Das Einsatzgeschehen.Wie viele Einsätze gab es in Stemwarde bislang in 2016?
TP: In der Regel haben wir nicht so viele Einsätze im Jahr zu verzeichnen. Derzeit liegen wir bei 16 Einsätzen. Einige davon waren nicht sonderlich spektakulär. Da ist es mal eine Brandmeldeanlage in Barsbüttel oder ein Erste-Hilfe-Einsatz beim Pfingstfest – führungstechnisch gehören diese Einsätze daher zu den eher anspruchsloseren Einsätzen. Aber auch zwei Großfeuer in Willinghusen und Brunsbek-Langelohe sowie ein schwerer Verkehrsunfall auf der A1 haben uns bereits voll gefordert. Hier konnten wir mit unseren Rettungsmitteln erfolgreich unterstützen.
Seit Ende Mai hat die Leitstelle in Bad Oldesloe eine neue Software zur Alarmierung in Betrieb. Was ändert sich dadurch in Stemwarde? Oder sind die anderen Ortsteile stärker von der Änderung betroffen?
CK: Wir haben uns im Vorwege der Umstellung ja schon intensiv Gedanken machen müssen. Gerade das Thema Bereichsfolgen (Wer, wann und zu welchem Tageszeitpunkt alarmiert wird) haben wir im Gemeindewehrvorstand ausführlich besprochen. Am Ende sollte es für alle annähernd so bleiben, wie es war. Bei uns war beispielsweise der Wunsch, dass wir zu den Tageseinsätzen, wie bisher auch auf Grund der Tagesverfügbarkeit, weiter mit der Ortswehr Stellau für jeden Einsatz zusammen alarmiert werden. Mit der neuen Software müssen sich die Einsatzkräfte an neue Stichwörter gewöhnen, die zukünftig bei Alarmierung auf dem Funkmeldeempfänger stehen. Ebenso hat sich auch die Art der Nachalarmierung geändert. Dieses stellt die Führungskräfte vor neue Herausforderungen, da man sich durchaus überlegen muss, welche Folgen eine Erhöhung des Alarmstichwortes zur Folge hat. Zum Beispiel wird bei einem Feuer Groß die gesamte Gemeindefeuerwehr alarmiert, bei einem Feuer 2 würde beispielsweise schon die Feuerwehr Glinde ausrücken.
TP: Durch die neue Leitstellensoftware und die dadurch optimierte Art der Alarmierung wird die Einsatzzahl innerhalb der Gemeindefeuerwehr erhöht, da auch bei kleineren Einsatzstichworten der hinterlegte Kräfte-Bedarf entsprechenden und automatisch gedeckt wird.
Ein großes Thema ist seit Jahren die Einführung des Digitalfunks in Stormarn bzw. ganz Schleswig-Holstein. Polizei und Rettungsdienst arbeiten bereits seit einiger Zeit mit dem Digitalfunk. Wann geht es bei den Feuerwehren in Barsbüttel mit der Umstellung los? Gibt es schon einen Termin?
TP: Ja! Zum Glück sind wir eine der letzten Feuerwehren, die damit im Mai 2017 ausgestattet werden. Dieses Jahr geht es im September mit der ersten Feuerwehr in Stormarn los. Dort können wir uns die neue Technik genau anschauen und uns dann auch schon intensiv damit beschäftigen. Es gibt eine Menge neue Möglichkeiten, die uns der Digitalfunk bieten wird. Gerade bei Großschadenslagen werden sich durch die neue Technik einige Vorteile ergeben. Bis zur Einführung gibt es bei uns aber noch großen Schulungsbedarf an Technik und Gerät.
CK: Timm und ich werden an einem Multiplikator-Lehrgang zum Thema Digitalfunk teilnehmen, um das Wissen dann in die Wehr zu tragen. Zudem hat uns kürzlich der ASG Stemwarde Unterstützung bei der Ausbildung zugesagt, die bereits mit Digitalfunk arbeiten.
Braucht unsere Feuerwehr dann neue Funkgeräte oder erfolgt die Umstellung lediglich mit einer neuen Software in der Leitstelle?
TP: Alle Handsprechfunkgeräte und alle festeingebauten Geräte müssen ausgetauscht bzw. umgebaut werden. In der Gemeindefeuerwehr sind es nach meinem Stand ganze 86 Geräte!
Habt Ihr bei der ganzen Arbeit in der Feuerwehr überhaupt noch Platz im Terminkalender für Privates oder gibt es noch Freiraum für Freunde und Familie?
CK: Das geht. Man muss sich einfach die Zeit nehmen. Vor Kurzem konnte ich auch in den Urlaub fahren (lacht). Letztendlich hat man ja auch genau dafür seinen Stellvertreter. Ohne eine Auszeit von Beruf und Feuerwehr wäre es nicht möglich. Diesen Ausgleich muss man einfach haben.
TP: Der größte Teil der Arbeit als Wehrführer ist zu 80% Büroarbeit. Natürlich gibt es auch Wochen, in denen man fünf bis sechs Mal Verpflichtungen bei der Feuerwehr hat, aber letztendlich sind wir zu zweit und können uns die Arbeit hervorragend untereinander aufteilen.
Vielen Dank Euch beiden für das tolle Interview und viel Glück und Spaß für die weitere Amtszeit!